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Hier findet man jederzeit nachdenkende Texte aller Art und (m)eines einzigen
Copyrights, zwischen Kurzgeschichten, Artikeln, Glossen und Aphorismen
manchmal auch so etwas Lyrik und immer mit dem literarischen Anspruch
der Lesenswertigkeit. Das glauben Sie mir nicht? Schauen Sie doch selbst...

Katzenelson,
gez.: Vom Leben!
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Die fette Magd


  Der fetten Magd war aufgetragen worden, sich zu stellen, und so kniete sie vor ihrer Herrin, zum Geständnis bereit: Es seien die kleinen Erdbeertörtchen des Sonntages gewesen, so kamen die kläglichen Versuche, die hätten es ihr angetan. Die fette Magd schluchzte und fuhr zu beschreiben fort, wie die Früchte in Pernod eingelegen hätten, bis ihre Finger hinlangten; alles habe so herrlich geschmeckt. Ihr sei ganz wohlig geworden, überall, rundherum, da hätte sie weiter genascht. Ein Absinth ist ein Absinth ist ein Absinth, und bald waren keine Beeren mehr. Da hätte sie die Schüssel leergetrunken, auf den Boden geworfen und mit dem Hund geschimpft - der hat dann furchtbar Prügel bekommen. Das Schrecklichste aber sei, dass sie sturzbetrunken wär, mit diesem Schluss fiel sie vornüber und verschwieg.
  Die alte Fürstin, die trotz Mühe alles mitangehört hatte, fischte sich das sperrige Gebiss aus dem Maul, legte es in ein bereitgestelltes Glas zur Seite und stemmte sich aus den schweren Lehnen ihres Thrones hervor. Sie griff nach einer Peitsche, es lag ein Dutzend zur Auswahl, ging die drei Stufen hinab zur fetten Magd und schlug mit unerwarteter Wu(ch)t erbarmungslos auf sie ein, immer wieder, während sie zahnlos schrie: »Das Schrecklichste ist, dass sie den Hund verprügelt haben, du fette Heuchlerin, was interessiert mich deine Abstinenz?!«

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