Blog-Info:
Hier findet man jederzeit nachdenkende Texte aller Art und (m)eines einzigen
Copyrights, zwischen Kurzgeschichten, Artikeln, Glossen und Aphorismen
manchmal auch so etwas Lyrik und immer mit dem literarischen Anspruch
der Lesenswertigkeit. Das glauben Sie mir nicht? Schauen Sie doch selbst...

Katzenelson,
gez.: Vom Leben!
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Als es einmal wieder um einen guten Schnitt ging



  Mein Barbier und Leibfriseur in Ramat Gan hieß Boris. Ein ganz und gar zerzauster Kerl. Darüberhinaus zeichnete ihn aus, dass er seinen kleinen Laden gleich um die Ecke hatte. Ich war sein Kunde. Und sein König. Dachte ich, eigentlich…

  Im Frisierstuhl, unter typischem Umhang, weißbärtigem Vollschaum und zittrigem Rasiermesser: »Boris?«
  »Ja, Herr König?«
  »Willste Trinkgeld?«
  »Ach, ich habe den Kaffee vergessen…« Er eilte, und bald schlürften wir gemeinsam feinen Mokka. Und mein Boris zitterte schon ein bisschen weniger. Ich nicht. »Boris?«
  »Ja, Herr König?«
  »Willste Trinkgeld machen?«
  »Noch einen Kaffee?«
  »Nein. Hör nur mit dem Zittern auf! Du machst mir Angst.«
  »Also doch noch ‘n Kaffee…« Und weil mein Boris so gastfreundlich wie wieselflink war, schlürfte auch ich bald einen weiteren kaukasischen Mokka…
  »Boris?«
  »Ja, Herr König?«
  »Du verzitterst dir gerade endgültig dein Trinkgeld…«
  »Moment, Herr König…«
  Er verbarrikadierte die alte Ladentür mehr als nur quasi, holte seine bodenständige Wasserpfeife hervor, eine Nargila von riesigen Ausmaßen, und ich gab ihm etwas von meinem Tascheninhalt dazu.

  Später hat er dann gut rasiert und ein sicheres Händchen bewiesen. »Na also, geht doch.« Und Geld zum Trinken bekam er auch reichlich.
  Dass er mir tatsächlich eine Glatze frisiert hatte, fiel erst zu Hause auf. Irgendjemandem. Oder meiner Frau. Ich selber habe mir erstmal den Schaum aus dem Gesicht gewischt. Glaube ich.

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